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Das nördlich der Münsteraner Altstadt gelegene Kreuzviertel ist geprägt von einer dichten gründerzeitlichen Blockrandbebauung. Den Bombenangriffen des Zweiten Weltkrieges sind, im Gegensatz zum restlichen Stadtgebiet, in diesem Viertel sehr wenige Gebäude zum Opfer gefallen. Insbesondere am westlichen Rand des Viertels sind fast vollständig erhaltene, sehr aufwändig gestaltete, Straßenzüge zu finden.
Eine der schönsten Straßen ist die Schulstraße mit ihren besonders prächtigen Fassaden der Jahrhundertwende. Der Straßenname leitet sich von einer mittlerweile von Künstlern genutzten ehemaligen Schule ab, einem prägnanten im neugotischen Stil entworfenen Ziegelbau.
Nördlich der Schule befindet sich ein ca. 1 ha großes seit Jahren brachliegendes Grundstück. Die Aufgabenstellung des Landeswettbewerbs NRW 2006 »Junge Quartiere für das Wohnen im Alter« bestand darin, ein neuartiges, generationsübergreifendes Wohnkonzept auf diesem Gelände zu entwickeln.
Zwischen einem neuen Gebäude an der Grevener Straße, welches eigens für die Künstlerateliers konzipiert ist und dem bestehenden Schulgebäude, welches im Ergeschoß zukünftig gastronomisch und in den Obergeschossen für Wohnzwecke genutzt wird, entsteht durch straßenseitige Anordnung von drei Einzelgebäuden ein neuer Block mit innerem begrünten Hof. Dieser nimmt somit die Logik der gründerzeitlichen Blockrandbebauung wieder auf. Durch Lücken zwischen den einzelnen Baukörpern wird eine gewisse Durchgängigkeit des Blockinnenraums ermöglicht. Dadurch wird die Integration dieses Bereichs in das städtische Gefüge erreicht und somit einer hermetischen Abriegelung entgegengewirkt.
Grundlage des Gebäudekonzepts ist die größtmögliche Mischung der Wohnformen innerhalb eines Baukörpers. Dies ist Voraussetzung für eine sozial gemischte Bewohnerschaft. Die Schottenbauweise ermöglicht die Anordnung von Maisonett-, Gruppen-, Atelier-, bis hin zu ganz gewöhnlichen Etagenwohnungen innerhalb eines einzigen Baukörpers.
Die Räume innerhalb der Wohnungen sind, soweit möglich, nutzungsneutral gehalten. Es gibt keine eindeutige Definition von Wohn-, Ess- und Schlafzimmern. Nutzungsneutralität gepaart mit spezifischen Qualitäten der einzelnen Räume fordern den Bewohner heraus sich mit der Wohnung auseinanderzusetzen.
Diese Form der Aneignung ist eine wichtige Voraussetzung um sich mit der Wohnung identifizieren zu können und somit Wohnen im eigentlichen Sinn erst zu ermöglichen.
Die eindeutig modernen Fassaden der Gebäude sind geprägt von großen stehenden Fensterformaten und repräsentativen Eingangsbereichen. Somit orientiert sich auch das Äußere der Gebäude an den gestalterischen Qualitäten der gründerzeitlichen Bauten, was eine harmonische Einfügung der neuen Gebäude in die bestehenden Straßenzüge des Kreuzviertels gewährleistet.
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MÜNSTER, KREUZVIERTEL
LANDESWETTBEWERB NRW 2006, 1. PREIS
MIT: JAN STERNEL,
RHEINSCHIENE.ARCHITEKTEN, DÜSSELDORF/KÖLN
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