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RECHERCHE ZU EINEM PHÄNOMEN, SEIT 2004
RAUM
Raum ---- Grenzen
          Grenzen ---- Form
                       keine Form ohne Grenzen

Form wird als Ganzes/ als Einheit nur wahrgenommen mit dem Auge, also über das Licht.
Licht breitet sich aus in Unendlichkeit.
Um zu erscheinen, braucht das Licht Form, also Grenzen.
In der verschlossenen Form herrscht Nicht-Licht (ausgenommen die Glas-Form). Durch Licht verbindet die geöffnete Form Unendlichkeit mit
Begrenztheit - also den Raum der unendlichen Lichtausdehnung mit der
begrenzten Form unseres eigenen wahrnehmenden Körpers.
Uns bergende, nicht-geschlossene Formen verbinden uns mit der
Unendlichkeit des theoretischen, nicht sinnlich erfassbaren, grenzenlosen Raumes.

Form ---- Raum
          kein begreifbarer Raum ohne Form
          Raum ---- Licht
                    kein Licht ohne Raum
                    Licht ---- Unendlichkeit ???

Mark Cesarz
Um 6 Uhr 20 kamen wir in die Schattenzone. Die Luke der Station schimmerte wie die offene Tür eines Bauernhauses.

Walentin W. Lebedew, Kosmonaut, Sojus 13; Sojus t-5
Raum, m, Anschauungsform der Körperwelt; Platz (Raum geben: Platz machen = Raum schaffen)

Mackensen, von Holländer
Universal Wörter & Fremdwörterbuch, 1983
Raum, dasjenige,
was einen oder mehrere (dreidimensionale) Körper umfasst oder umfassen kann; die Grundlage der Ortsbestimmung und (in der Verbindung mit der Zeit) des Bewegungsvollzugs. Die Metaphysik des
Raums nimmt entweder realistisch dessen Sein an und für sich (den leeren Raum) bzw. als Eigenschaft der Körperdinge an (so die meisten älteren Philosophen),
oder sie erklärt ihn idealistisch für eine bloße Anschauungsform des menschlichen Geistes,
so namentlich Kant...

Herders Konversationslexikon, 1921
Wenn man die Leere vorher mit Mauern umschließt, ist sie älter als die Geschöpfe, die sie bevölkern, ja sie ist uralt....

Jean-Paul Sartre
Wohlgemerkt, dem Haus ist es zu danken, dass eine große Zahl unserer Erinnerungen »untergebracht« sind, und wenn das Haus etwas kompliziertere Gestalt annimmt, wenn es Keller und Speicher, Winkel und Flure hat, dann bekommen unsere Erinnerungen mehr und mehr charakteristische Zufluchtsorte.... Manchmal glaubt man sich in der Zeit auszukennen, wenn man doch nur eine Folge von räumlichen Fixierungen des feststehenden Seins kennt, eines Seins, das nicht verfließen will, das sogar in der Vergangenheit, auf der Suche nach der verlorenen Zeit, den Flug der Zeit »aufheben« will. In seinen tausend Honigwaben speichert der Raum verdichtete Zeit. Dazu ist der Raum da.

Gaston Bachelard, Poetik des Raumes
Der Raum besitzt keine selbstständige Realität, sondern ist an die ausgedehnte, energetisch gedeutete Körperwelt gebunden. Man bestimmte den Raum als »Ausdehnung abstrakt genommen«. Der Raum hat sein Fundamentum in der Ausdehnung, wenn er auch begrifflich davon zu unterscheiden sei. Wo es keine ausgedehnten Dinge mehr gibt, gibt es auch keinen Raum. Mit dem Wegfall der ausgedehnten Dinge fällt auch der Raum weg.

Hans Meyer, Systematische Philosophie
Ich nehme nicht in Anspruch zu wissen, was Raum wirklich bedeutet. Je länger ich über das Wesen des Raumes nachdenke, desto geheimnisvoller erscheint er mir. Eines jedoch weiß ich bestimmt: Wenn wir uns mit dem Raum beschäftigen, dann befassen wir uns lediglich mit einem kleinen Teil dieser Unendlichkeit, die die Erde umgibt. Aber jedes Bauwerk bezeichnet einen Ort dieser Unendlichkeit.

Peter Zumthor
Die Erdenschwere verschwindet, und die Bewusstseinsinhalte sind alle gleichzeitig verfügbar. Sie erzeugen einen Raum, den man ewig und unendlich nennen könnte. Aber das sind schlechte Übersetzungen einer sprachlosen Erfahrung.

Peter Nádas über eine Todeserfahrung
Das ewige Schweigen dieser unendlichen Räume macht mich schaudern.

Blaise Pascal, Pensée
Schellings Naturphilosophie (...) identifiziert die Prinzipien Polarität und Steigung mit den Antriebskräften des geistigen und materiellen Seins, dessen ewige Produktivität und unendliche Entwicklung niemals zum Stillstand kommt. (...) Übrigens gelten von der Natur des Raums ganz dieselben Bestimmungen, die oben von der Natur der Zeit gegeben wurden; z.B. dass die Dinge nicht im Raum, sondern der Raum in den Dingen ihre maßgebende Kraft ist.

Henning Teschke, Unendlichkeit, in Plurale Nr.0/2001 »Oberflächen«
[KOPFRAUM] --> GEISTIGE FREIHEIT <-- [BAUCHRAUM]

Marcus Gruber
Schreiben
heißt
nicht,
Material
auf
eine
Oberfläche
zu
bringen,
sondern
an
einer
Oberfläche
zu
kratzen.

Vilem
Flusser